Was kaum jemand weiß: Vor 30 Jahren hat in Villach ein erstes Treffen von Klimaforscherinnen und -forschern aus aller Welt stattgefunden. Heute gilt es als Vorläufer der UNO-Klimakonferenzen. Quasi zum Jubiläum wird in Villach gestern und heute darüber diskutiert, was seit 1985 aus dem Klimaschutz geworden ist. Die Klimakonferenz in Villach von 1985 gilt heute als Meilenstein in der Klimadebatte. Erstens wurde dort eine Studie vorgestellt, die aufgrund neuer Berechnungsmodelle prognostizierte, dass die Erderwärmung nicht erst am Ende des 21. Jahrhundert spürbar würde, sondern binnen weniger Jahrzehnte. Zweitens appellierten die Forschenden erstmals klar an die Politik, etwas gegen die Treibhausgas-Emissionen zu unternehmen. Ende November soll in Paris trotz der Anschläge die nächste UNO-Klimakonferenz beginnen. Auch die Forscherin Jill Jäger ist wie damals wieder dabei.
Montag und Dienstag wurde in Villach unter anderem darüber diskutiert, was aus den Erfolgen der Konferenz von 1985 für die Gegenwart zu lernen ist. Als junge Forscherin nahm auch Jill Jäger an dem Treffen teil.
Fliegen galt noch nicht als umweltschädlich
Seit der Klimakonferenz in Villach im Jahr 1985 hat sich einiges verändert: Während die Klimaforscherin Jill Jäger damals den Flieger genommen hat, reist sie dreißig Jahre später lieber mit dem Zug nach Kärnten und erklärt, warum: “Fliegen war damals noch nicht auf der Liste jener Dinge, die als umweltschädlich galten.” Jäger war damals eine von wenigen Frauen, die als Forscherin an der Konferenz teilnehmen konnte.
Die Klimakonferenz von 1985 gilt heute als Meilenstein in der Klimadebatte. Erstens wurde dort eine Studie vorgestellt, die aufgrund neuer Berechnungsmodelle prognostizierte, dass die Erderwärmung nicht erst am Ende des 21. Jahrhundert spürbar würde, sondern binnen weniger Jahrzehnte. Zweitens appellierten die Forschenden erstmals klar an die Politik, etwas gegen die Treibhausgas-Emissionen zu unternehmen.
Die Folge: 1992 wurde die Klimakonvention beschlossen wurde – der erste internationale Klimaschutzvertrag, unterzeichnet von 154 Staaten.
Wissenschaft stand im Vordergrund
“Ein Grund, warum die Konferenz in Villach zum Erfolg wurde, ist die Tatsache, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht als Regierungsvertreter gekommen sind. Sie kamen als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Man konnte offen über das Problem und mögliche Lösungen sprechen, ohne unter Druck zu kommen, etwas aus politischen Gründen nicht sagen zu können”, sagt Jill Jäger.
Sie forscht aktuell zum Thema Ressourcenverbrauch. Ihr Fazit: Es gilt, weniger zu verbrauchen und jene, die hohe Schadstoffemissionen verursachen, stärker zu besteuern: “Ich glaube, wenn wir die Kosten für die Schäden, die wir verursachen, bezahlen müssten, würden viele von uns stärker über ihren Ressourcenverbrauch reflektieren. Parallel dazu könnte man die Steuer auf Arbeit reduzieren – dann würde sich die Reparatur von Dingen eher lohnen.”
Große Erwartungen an die diesjährige UNO-Klimakonferenz in Paris hat die Klimaforscherin nicht. Der Grund: “Wir führen noch immer eine Diskussion, die das Problem im Fokus hat und nicht eventuelle Lösungen.”
Dr. Jill Jäger
Jill Jäger studierte an der University of East Anglia (UK), promovierte 1974 an der University of Colorado (USA). Sie hat als junge Wissenschafterin an der UNEP / WMO / ICSU Konferenz in Villach 1985 teilgenommen. Besonderes Augenmerk legt sie in ihrer wissenschaftlichen Arbeit auf die Frage: „ Wie komme ich von Wissen zum Handeln?“ Die Antwort auf diese Frage wird auch für die Klimakonferenz in Paris entscheidend sein. Nachdem Jill Jäger 1987 die Projektleitung beim Stockholm Environment Institute übernahm, wurde sie 1991 zum „Director of Climate Policy Division des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie“ ernannt. Sie war stellvertretende Direktorin der „IIASA“ – Internationale Institut für Angewandte Systemanalyse und Executive Director des IHDP – “International Human Dimension Programm on Global Environmental Change”.