Bei dem ASMET-Forum an der Montanuni Leoben sind auch am Mittwoch, dem 11. Mai, noch Chancen und Risiken durch die Wirtschaftsmacht China im Fokus. Von Andreas Schöberl-Negishi

Thomas Krautzer, Geschäftsführer Industriellenvereinigung Steiermark; Lifeng Zhang, Dekan an der Universität für Wissenschaft und Technik in Beijing, und Franz Rotter Vorstandsvorsitzender der ASMET (von links).

Foto © Andreas Schöberl-Negishi

Das prognostizierte weitere Wachstum Chinas als Wirtschaftsmacht und der Umgang heimischer Industrie und Forschung mit diesem Umstand standen bei der Tagung der Austrian Society for Metallurgy and Materials (ASMET) an der Montanuni Leoben im Zentrum.

Die industrielle Produktion in China gehört zu den größten der Welt. Für Europa und Österreich bietet das Chancen, birgt jedoch auch Risiken. Auf der einen Seite eröffnen sich interessante Märkte – andererseits die Möglichkeit, sich zusammen auf wissenschaftlicher Ebene zu entwickeln. Und dieser Weg wird wohl kein leichter sein. Darin sind sich alle Beteiligten einig – in Österreich, aber auch in China.

Auf keinen Fall dürfe man sich davor scheuen, in den Wettbewerb zu gehen. Dafür müsse man aktiv bleiben, ist sich Franz Rotter, Vorstandsvorsitzender der ASMET, sicher. Die Voestalpine sei ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man sich als Unternehmen für diesen Wettbewerb fit machen könne. Thomas Krautzer, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Steiermark, ergänzt: „Den Wettbewerb mit China bewältigen wir keinesfalls über die Größe, sondern nur über die Qualität.“

Fünf Tugenden

Ein gesundes Selbstbewusstsein, realistische Ansichten, Innovation, Mut und Offenheit seien fünf Tugenden, die nötig seien, um im internationalen Vergleich Stand und weiter Schritt halten zu können, meint Krautzer. Zum Thema Offenheit präzisiert er: „Uns sollten nicht die offenen, sondern geschlossene Grenzbalken Sorgen machen.“ In der Obersteiermark seien Investitionen in moderne, urbane Strukturen das Gebot der Stunde: „Es ist eine Überlebensfrage wie das Forcieren von Wissenschaft und Forschung“, so Krautzer. Nur so könne man qualifiziertes Personal halten und „in die Zukunft planen“.

Partnerschaftlich

Bei allem Wettbewerb müsse es auch eine Intensivierung der partnerschaftlichen Zusammenarbeit geben – vor allem auch im universitären und institutionellen Bereich, sind sich Rotter und Krautzer einig.

In China komme technologische Innovation derzeit nur zur Hälfte aus dem Land selbst. Diesen Anteil gelte es, zu erhöhen, meint Lifeng Zhang, Dekan an der Universität für Wissenschaft und Technik in Beijing. Auch die Erhöhung des Anteils an Stahl mit höchster Qualität aus chinesischer Produktion sei auf der Prioritätenliste ganz oben. Einer von Europas größten Pluspunkten in der Stahlindustrie sei die Entwicklung der Produktionslinien, ist sich Zhang sicher.

Quelle: Kleine Zeitung, 11.5.2016