Anlässlich des ASMET-Forums 2019 griffen Franz Rotter (Präsident ASMET) und Georg Knill (Präsident IV-Steiermark) das Thema Künstliche Intelligenz auf.

Alljährlich treffen sich über 300 Geschäftsführer, Führungskräfte aus Produktion, Forschung- und Entwicklung, Vertrieb, Personal- und Betriebswirtschaftsabteilungen der Mitgliedsfirmen sowie Studierende beim ASMET Forum an der Montanuniversität Leoben. ASMET – The Austrian Society for Metallurgy and Materials – befasst sich mit Metallurgie und Werkstofftechnik. Die Organisation versteht sich in diesen Bereichen als Plattform für den Informations- und Wissensaustausch. International tätige Technologiekonzerne sind Mitglieder der ASMET, unter anderem die voestalpine AG, AMAG, Inteco, Primetals Technologies, Plansee sowie die RHI Magnesita.

© AMSET/Pressberger 

Das Treffen 2019 widmet sich dem Thema „Künstliche Intelligenz in der Produktion von Werkstoffen“. Die Vorträge der Firmen wie etwa der voestalpine, Primetals Technologies Austria, qoncept dx und SMS group sowie von Forschungseinrichtungen wie der TU Graz oder Montanuniversität Leoben beschäftigen sich mit den Potenzialen und Möglichkeiten, die die künstliche Intelligenz im Zusammenhang mit Prozessen, beispielsweise in der Produktion, mit sich bringt. Was sind die Herausforderungen? Wo stehen die Unternehmen beim Einsatz von künstlicher Intelligenz? Diesen und anderen Fragen widmen sich die Experten aus Industrie und Forschung. 

Für Franz Rotter, ASMET-Präsident und Leiter der voestalpine High Performance Metals Division der voestalpine AG, ist der Einsatz künstlicher Intelligenz auf allen Prozessebenen und Produkttechnologien eine der Voraussetzungen die gute Position der österreichischen Industrie am globalen Markt zu halten bzw. weiterzuentwickeln. 

„Dafür ist es notwendig, gemeinsam diese Weiterentwicklung zu forcieren – innerhalb eines regionalen Kompetenz-Netzwerks, das nicht nur Großunternehmen oder Konzerne umfasst, sondern im speziellen auch die mittelständische Industrieszene. Gerade die Steiermark bietet fruchtbaren Boden sowohl für traditionelle Betriebe als auch junge Unternehmen, die mit ähnlichen Themenstellungen konfrontiert sind. Der perfekte Ort, um ein Kompetenzzentrum für anwendungsspezifische Digitalisierungstechnologie und künstliche Intelligenz, das „Digital Metal Valley Styria“ zu gründen. Wir brauchen ein System, das es uns ermöglicht, nachhhaltig Kompetenzen aufzubauen, die die enorme Komplexität sowie die rasante Entwicklungsgeschwindikeit digitaler Technologien begleitet. Hier spielt der Faktor „Mensch“ die entscheidende Rolle und hier sehen wir einen kritischen Engpass,“ erläutert Franz Rotter die Vision eines externen Eco-Systems, das unkomplizierten Zugang zu den Themen „Digitalisierung und Künstliche Intelligenz“ ermöglicht sowie Erfahrung und Wissen im Hinblick auf Industrieanwendungen bereitstellt und entsprechende Effizienz in der Projektabwicklung besitzt. 

Gemeinsam mit der Bundes- und Landespolitik sollten Rahmenbedingungen wie langfristige Förderkonzepte, eine Trägerorganisation für diesen „Makerspace“ etc. in Form eines nachhaltigen Konzeptes geschaffen werden.

Die Bezeichnung „Digital Metal Valley Styria“ soll zum einen die bereits bestehenden Industriestrukturen mit ihren Universitäten, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen in der Mur-Mürz-Region als hochmodern und wachsend beschreiben, sowie eine hohe Anziehungskraft für neue Unternehmen und vor allem Fachkräfte entwickeln.

Georg Knill ergänzte: “Der unverkrampfte Umgang mit dem Thema „Künstliche Intelligenz“ ist für Produktionsunternehmen, die international wettbewerbesfähig sein wollen, ungemein wichtig. Die Schlüssel sind Forschung & Entwicklung sowie Bildung & Qualifikation. Als steirischer IV-Präsident freue ich mich darüber, dass gerade steirische Unternehmen hier vorbildhaft agieren.” Ein Indikator: Seit vielen Jahren ist die Steiermark bei der Inanspruchnahme der Förderungen der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) seit Jahren konstant Spitze, zumeist überhaupt am ersten Platz, noch vor Wien und Oberösterreich. 

Dazu gehört es auch, dass Unternehmen in der F&E sehr eng mit den Universitäten kooperieren. Es werden nicht alle wissen, aber die Universität, an der wir uns heute befinden, die Montanuniversität Leoben (MUL), hat den höchsten Anteil von F&E-Einnahmen an den Umsatzererlösen aller österreichischen Universitäten. Un die Silbermedaille geht ebenfalls an eine steirische Universität, nämlich die TU Graz. Platz 3 und 4 gehen nach Wien, aber am 5. Platz liegt schon wieder eine Steirerin, nämlich die Medizinische Universität Graz. Also 3 der 5 ersten Plätze gehen an die Steiermark. Das zeigt, wie eng die Partnerschaft ist.

Künstliche Intelligenz schafft zusätzliches Wirtschaftswachstum, laut Studie von VDI/VDE im produzierenden Bereich von +2,3 Prozent pro Jahr bis 2035. „KI bietet vielfältige Chancen in nahezu allen Branchen der Wirtschaft.“, ist auch der Sukkus der Artificial Intelligence Mission Austria 2030 der österreichischen Bundesregierung. 42 Prozent der Rekordinvestitionen der steirischen Industrie von 3,6 Milliarden Euro im Jahr 2018 hängen mit der Digitalisierung zusammen. Während aber große Unternehmen hier im Sinne des Standorts offensiv agieren, sind kleine Unternehmen oft noch zögerlich und schenken dem Thema KI zu wenig Augenmerk, obwohl es ihnen große Chancen bietet, gemeinsam mit großen Partnern international erfolgreich zu sein.

Das ist keine neue Erkenntnis, aber es muss so oft wie nur möglich wiederholt werden: Bildung und Qualifikation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, schon tätigen und künftigen, sind die wichtigsten Erfolgsgaranten – für die Unternehmen und die Sicherheit der Arbeitsplätze.

KI braucht Menschen, die mit ihr umgehen wollen und können. Und die brauchen die richtiges Ausbildung und Qualifikation.

14,8 Prozent der Abschlüsse von Diplom- und Masterstudien betreffen Maschinenbau und Metallwissenschaften. Das ist eine auf den ersten Blick gute Zahl. Aber 35 Prozent der F&E-Mitarbeiterinnen in den Unternehmen sind in diesem Bereich tätig. Das heißt, hier gibt es eine Lücke. Das betrifft auch Informatik: In den Studienjahren 2003/2004 bis 2014/2015 absolvierten mehr als 1.700 Studierende ein Architekturstudium und knapp 700 eines im Bereich Informatik. Wir müssen diese Relationen verändern. 

Zusammengefasst: Wir haben eine sehr gute Ausgangslage, aber wir müssen uns verbreitern und genauer werden, um in Zeiten einer KI-geprägten Wirtschaft unseren Spitzenplatz zu erhalten und auszubauen.

Link zum Artikel: https://steiermark.iv.at/de/news/iv-news/2019/digital-metal-valley-styria-kompetenzzentrum-fur-digitalisierung